Hintergrund der neuen lokalen SERPs (Search Engine Result Pages) von Google ist das Kartellverfahren der EU-Kommission gegen Google, dass von Wettbewerbern des Suchmaschinengiganten unter der Führung der ICOMP – einer Lobby-Vereinigung, die von Microsoft initiiert wurde – mit einer Sammelklage angestossen wurde. Dabei geht es im Grunde um die Bevorzugung der hauseigenen Google-Dienste gegenüber denen der Konkurrenz. Google sah sich im Umfeld des Kartellverfahrens gezwungen, einige weitreichende Zugeständnisse gegenüber der EU-Kommission. Kern dieser Zugeständnisse ist, dass die bevorzugte und prominente Anzeige von ausgewählten lokalen Branchenportalen gewährleisten soll, dass Google seine eigenen Services nicht mehr gegenüber den Wettbewerbern bevorzugt in den Vordergrund rückt. Dieses Zugeständnis könnte schon bald weitreichende Auswirkungen auf das lokale Suchmaschinenranking haben.
Überarbeitete SERP-Version
Google hat nach seinen Zugeständnissen gegenüber der EU-Kommission erste Ergebnisse seiner überarbeiteten Version des lokalen Suchmaschinenrankings präsentiert und in einer Beta-Version getestet.
Nach der Sichtung der neuen SERPs bei google.com.uk und ersten Auswertungen von SEO-Experten wird wohl oberhalb des lokalen 7-Packs zukünftige einige alternative Ergebnisse zu den Suchergebnissen von Google erscheinen und dem Nutzer zur Verfügung stehen. Allerdings ist noch nicht klar, um welche lokalen Branchenportale es sich dabei handeln soll bzw. welche Kriterien und Voraussetzungen diese erfüllen müssen. Bei Google heisst es dazu etwas schwammig formuliert, dass sich lokale Suchportale um eine Aufnahme in den Kreis der angezeigten alternativen Suchergebnisse (Links) bewerben können.
Bei den angezeigten Alternativen rechts oberhalb des 7-Packs scheint es sich jedoch nur um ein minimales Zugeständnis zu handeln, da die drei Links nur recht dezent eingeblendet werden. SEO-Experten sind sich einig, dass die Google aus Gründen der Handhabbarkeit und Umsetzung die Suchanfrage des Nutzers direkt an die drei lokalen Suchportale weitergibt, so dass davon ausgegangen wird, dass es Kontakte zwischen dem Suchmaschinenriesen und den beteiligten lokalen Portalen gegeben hat. Andernfalls würde sich die Umsetzung der von Google angekündigten Zugeständnisse als schwierig erweisen, wenn nicht vorher der Sachverhalt mit den lokalen Suchportalen vorab geklärt worden ist.
Auswirkungen auf die lokale Suche
Grundsätzlich ist es ein positives Zeichen, dass Google auf die durch das Kartellverfahren aufgeworfenen Anschuldigungen reagiert hat. Allerdings sollte jedem kritisch und hinterfragenden Menschen sofort klar sein, dass es sich bei den gross angekündigten und in Szene gesetzten Zugeständnissen des Suchmaschinenriesens gegenüber der EU-Kommission nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner handeln kann – also nur die minimalste Anforderungen der EU-Kommission durch Google freiwillig umgesetzt werden.
Trotzdem wird es nicht nur für Google und dessen Wettbewerber, die gegen das Unternehmen das Kartellverfahren angestrebt haben, interessant sein, wie sich die Nutzer in Zukunft verhalten werden, wenn sie zu den von Google präsentierten Ergebnissen auch ein bis drei weitere Links lokaler Branchen- und Suchportale erhalten. Einige Experten gehen davon aus, dass vor allem die bekannteren lokalen Suchportale von dieser Veränderung der Google SERPs profitieren werden. Hintergrund für diese Annahme ist, dass die Klickrate zu einem lokal bekannten Suchportal aller Wahrscheinlichkeit nach höher sein wird als gegenüber einem unbekannten Verzeichnis.
Darüber hinaus weist auch das von Google im Rahmen der überarbeiteten SERP-Version veröffentlichte Dokument daraufhin, dass die lokalen Suchportale, die in oberhalb der lokalen Google-Suchergebnisse auftauchen soll, eine bestimmte Mindestmenge an Traffic aufweisen und über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügen müssen. Erst wenn diese Anforderungen erfüllt sind, besteht überhaupt die Möglichkeit über dem 7-Pack als Alternative angezeigt zu werden. Was Google allerdings offen lässt ist, was der Bekanntheitsgrad eines lokalen Suchportals überhaupt sein soll und wie dieser gemessen werden soll. Die geforderte Mindestmenge Traffic lässt sich relativ einfach ermitteln, der Bekanntheitsgrad dagegen nicht.