Das Forschungsteam von Google hat einen besorgniserregenden Bericht veröffentlicht, in dem eine Veränderung hinsichtlich seines Ranking-Systems vorgeschlagen wird. Die derzeitigen Algorithmen beruhen auf dem Grad der Popularität jeder Internetseite. Die potentielle Neuerung soll verhindern, dass Internetseiten mit populären, jedoch falschen Inhalten zukünftig einen guten Platz im Ranking erlangen können. Als Beispiel nennt das Forschungsteam Websites, welche angeben, der amerikanische Präsident sei in Kenia geboren worden. Diese Sites sollen aufgrund der inkorrekten Information nun auf die untere Skala des Rankings rutschen, während jene Sites, die richtigerweise über Obamas Geburtsort in den USA aufklären, trotz mangelnder Popularität aufsteigen sollen.
Google spielt Gott
Die Sinnhaftigkeit dieser Massnahme im Hinblick auf die Belohnung korrekter Websites bleibt unumstritten. Als zweifelhaft bleibt aber Googles Versuch, massiv in das Gefüge des Internets einzugreifen. Kritiker sprechen von der zukünftigen Zensur jener Inhalte, die Google aufgrund unbekannter Quellen widerstreben würden. Google, so die gängige Meinung jener Skeptiker, wolle damit wohl Gott spielen. Tritt die beschriebene Veränderung im Rankingsystem tatsächlich in Kraft, so könne Google unkontrolliert in die Positionierung von Themen wie Klimawandel oder Einwanderung eingreifen.
Anthony Watts, Autor und Betreiber des populären Blogs „Watts Up With That“, äussert dieser Massnahme gegenüber seine Bedenken. Er fürchte um seine Website, da er hinsichtlich seines Traffics zum Grossteil von Google abhängig sei. Es handele sich um eine gefährliche Angelegenheit, fügt er hinzu, denn mit Maschinen, wie Google eine ist, sei eine Auseinandersetzung bzw. Debatte nicht möglich.
Die Wahrheits-Datenbank der Google-Forschung basiert auf gesammelten Datensätzen, genannt „Knowledge Vault“. Von Quellen, die Google als vertrauenswürdig erachtet, sind diese Informationen von Crowdsourcing-Websites wie Wikipedia weitgehend selbstkorrigierende und Regierungswebsites. Rund 2,8 Billionen „Fakten“ liegen in diesem virtuellen Archiv als Referenz für Korrektheit vor. „Dadurch sind wir in der Lage, die Vertrauenswürdigkeit von 119 Millionen Websites zuverlässig vorherzusagen.“, so heisst es im aktuellen Bericht.
Fact based ranking
Um die Wogen zu glätten, äusserte ein Google-Sprecher gegenüber Fox-News, dass diese Art des Rankings (genannt fact-based-ranking) derzeit nur als Forschungsprojekt verstanden werden sollte. Man habe keine konkreten Pläne, die Ergebnisse umzusetzen. Google gibt Entwarnung mit dem Argument, dass die Forschungsabteilung jedes Jahr hunderte Berichte veröffentlichen würde. Derartige Berichte seien also keine Garantie für die tatsächliche Umsetzung der darin vorgestellten Massnahmen. Dennoch sehen manche ein hohes Potential in jenem Forschungsprojekt, da es zu einer besser informierten Bevölkerung führen könnte. So auch Nomiki Konst, Geschäftsführender Direktor des Accountability Projekts: „Google sollte für die Übernahme der grossen Aufgabe des Kampfes gegen Propaganda und Desinformation gelobt werden“. „Hoffentlich wird Google eng mit entsprechenden Aufsichtsbehörden zusammen arbeiten, um die Sachlichkeit im Online-Journalismus zu gewährleisten“, fügt er hinzu.
Leider kann die Voreingenommenheit jener Aufsichten und kritischen Journalisten nicht ausgeschlossen werden. Letztere sind wohl gut im Entlarven von Mythen, kommen über eine politisch eingefärbte Arbeit jedoch meist nicht hinaus.
Ein Kommentar
Das wäre in der Tat eine Entwicklung die sowohl positiven als auch negativen Charakter aufweisen könnte. Warten wir mal gespannt die Auswirkungen ab insofern Google damit tatsächlich ernst machen sollte. Danke, ein wirklich sehr informativer Beitrag!