Wer bisher mit dem PC oder Smartphone klassische TV-Sender ansehen wollte, musste entweder auf halb legale Freeware oder teure Streaming-Dienste wie Zattoo zurückgreifen. Dies könnte allerdings bald vorbei sein, denn Gerüchten zufolge arbeitet Google’s Tochtergesellschaft YouTube an einer Technik, mit welcher TV-Sender gestreamt werden können.
Wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet wurde die Infrastruktur für das Projekt bereits geschaffen und man arbeitet mit Hochdruck daran, die Funktion Anfang 2017 auf den amerikanischen Markt zu bringen. YouTube steht in Verhandlungsgesprächen mit Comcast (NBC), Viacom und Twenty-First-Century Fox. ABC, CBS und ESPN sollen laut einem Bericht des US-Magazins „The Information“ bereits eine Zusage gemacht haben. Unplugged wird den seit dem letzten Jahr laufenden Premium-Dienst „YouTube Red“ erweitern, aber ein eigenes Bezahlmodell einführen.
67 Prozent aller Internetnutzer schauen regelmässig Youtube. Das sind etwa 185 Millionen Personen. Im Durchschnitt verweilt jeder davon 160 Minuten pro Tag auf der Videoplattform. Dies fand eine von eMarketer und Bloomberg durchgeführte Studie heraus. Damit hat YouTube nicht nur eine grössere Reichweite als jeder Fernsehsender der Welt, sondern steht auch insgesamt an der Spitze aller Streaming-Dienste.
„Wir müssen schnell machen“
Zwar arbeiten Christian Oestlien und Jonathan Zepp als Hauptverantwortliche zusammen mit ihrem Team bereits seit 2012 an YouTube Unplugged, jedoch ist eine schnelle Markteinführung jetzt die oberste Priorität, denn sowohl Apple Inc. als auch Amazon arbeiten an vergleichbaren Diensten und die DISH Network Corp. sowie Sony haben mit Sling TV und PlayStation Vue bereits jetzt sehr ähnliche Angebote auf den Markt gebracht, die zur ernsthaften Konkurrenz werden könnten. Für den Anfang möchte man ein sogenanntes „Skinny Bundle“ anbieten. Dabei sind nur die vier grossen US-Netzwerke ABC, CBS, NBC und ESPN enthalten. Diese bekommt man aber zum moderaten Preis von weniger als 35$ pro Monat. Ein „normaler“ Kabelanschluss liegt in etwa zwischen 60 und 80 Dollar, hat aber im Regelfall auch ein paar mehr Sender im Angebot.
Darüber hinaus soll es weitere, nach Themengebiet sortierte Angebote geben. Konkret konnte man bisher zwar keine Zusammenstellungen und schon gar keine Preise nennen, erwähnt wurden aber beispielsweise Comedy Central im Bezug zu Humor und Comedy oder das Style Network für ein Lifestyle-Paket. Das „Main-Bundle“ soll dabei übrigens obligatorisch sein. Alle weiteren Pakete kommen dann auf den Gesamtpreis oben drauf.
Europa steht noch hinten an
Bei wem jetzt das Interesse geweckt wurde, den Dienst auszuprobieren, wird leider enttäuscht, denn momentan ist nicht nur keine Einführung in Europa geplant, sondern zunächst müsste auch YouTube Red hierzulande verfügbar sein. Leider gibt es auch hier noch keinen Zeitplan, wann wir in den Genuss des Bezahlsdienstes kommen werden. Sollte es dann aber schliesslich soweit sein, dass Google sich dafür entscheidet, das US-Fernsehen in den europäischen Raum zu bringen, könnten wir demnächst unsere Lieblings-US-Serien schon bei der Ausstrahlung geniessen.