Mit der Übernahme von Alphabet Inc. investierte Google bereits vor Jahren in die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz. Dazu gehört auch das 2014 aufgekaufte Unternehmen DeepMind. Nun geht der Suchmaschinenanbieter den nächsten Schritt und implementiert RankBrain, eine „lernende Maschine“, eine „künstliche Intelligenz“ und ein komplizierter Algorithmus, der uns dabei helfen soll, Antworten auf Fragen besser zu finden. RankBrain wurde Ende 2015 eingeführt und kam in den vergangenen Monaten bereits bei einem Grossteil der Suchanfragen zum Einsatz. Heute werden etwa 15% der gestellten Fragen von RankBrain beantwortet.
RankBrain spricht Mathe
Greg Corrado, einer der leitenden Forschungsangestellten bei Google, fasst die Funktionen von RankBrain zusammen:
RankBrain nutzt eine künstliche Intelligenz, um grosse Mengen geschriebener Texte in mathematische Instanzen, von uns als Vektoren bezeichnet, umzuwandeln, die der Computer verstehen kann. Falls RankBrain auf eine Phrase oder Wortkombination trifft, die dem System nicht geläufig ist, kann dieses anhand bereits verarbeiteter Anfragen und Filtersystemen interpretieren, welche Bedeutung die eingegebene Frage hat. Suchanfragen, die nie zuvor aufgetaucht sind, können damit viel effektiver bearbeitet werden.
Das vom Suchmaschinenriesen und dessen Tochterunternehmen entwickelte System ist allerdings nicht nur ein „glorifizierter Übersetzer“, der zufällig in der Lage ist, Computern geschriebene Texte verständlich zu machen, sondern eine echte künstliche Intelligenz, wie sie sonst nur in Science-Fiction-Romanen vorkommt. RankBrain kann bereits gelernte und neu erfahrene Informationen miteinander verknüpfen. Je mehr Verknüpfungen vorhanden sind, desto effektiver und genauer werden die Interpretationen und Analysen. Dass RankBrain irgendwann versuchen wird, die Weltherrschaft an sich zu reissen, ist übrigens ausgeschlossen. Das Einzige, worüber man sich sorgen muss sind falsch interpretierte Fragestellungen.
RankBrain besiegt seine eigenen Entwickler
Im Rahmen der Entwicklung des Algorithmus hat Google seine Entwickler gegen ihre eigene Erfindung antreten lassen. Als Versuchsaufbau wurde den Teilnehmern eine Reihe von Suchergebnissen gezeigt, die zu einem bestimmten Phrase oder einer Frage passten. Sie mussten dann entscheiden, welche Seiten am besten zu diesen passten. Die Entwickler lieferten gute Arbeit ab. Im Durchschnitt lag die Trefferquote bei 70%, was ein respektabler Wert ist. RankBrain brachte es allerdings bei den gleichen Suchanfragen auf eine Trefferquote von 80%.
Keine neue „Suchmaschine“
RankBrain wurde nicht geschaffen, um die aktuell eingesetzte Suchmaschine und den genutzten Algorithmus zu ersetzen, sondern soll diesen nur erweitern. Das 2013 von Google als „Hummingbird“ (Kolibri) bezeichnete Computerprogramm wird auch weiterhin das „Herz“ der Suchmaschine bleiben. Auch das ist nichts Neues. In den letzten Jahren wurde Hummingbird immer wieder durch ganz verschiedene Elemente in seiner Funktion erweitert. Panda, Penguin, Pigeon und Payday sind nur einige Beispiele, die mittlerweile stark in das System eingebunden sind. Sogar PageRank – ältere Leser erinnern sich vielleicht an die Sensation als Google 1998 seinem Suchalgorithmus zum ersten Mal einen Namen gab – ist immernoch ein Teil des Programms.
Ein wichtiger Faktor
Bereits wenige Monate nach seiner Einführung wurde RankBrain von Google zum drittwichtigsten seiner sogenannten „Signale“ gekürt. Jedes Signal ist eine Eigenschaft, die als wichtig für das Ranking angesehen wird. Die Interpretation und die abschliessende Bewertung von RankBrain spielen also eine grosse Rolle. Übrigens: Um welche Signale es sich bei den ersten beiden handelt wollte das amerikanische Unternehmen zunächst nicht preisgeben. Mittlerweile weiss man aber, es handelt sich dabei um den Inhalt und die relevanten Links. In welcher Reihenfolge diese allerdings stehen, das weiss der Suchmaschinenanbieter selbst nicht.