Unter der Prämisse, Responsive Design etwas näher zu beleuchten, hatten wir auch kurz das Thema Usability Tests (UI-Tests) angerissen. Damit möchten wir uns heute etwas näher befassen, denn ähnlich dem Responsive Webdesign scheinen die UI-Tests auch nicht von allen Webmastern und SEO-Fachleuten durchgeführt zu werden. Dabei steckt gerade hier ungemeines Potenzial. Die Conversions einer Webseite können so mit etwas Geduld und Konsequenz leicht um bis zu 400, 500 Prozent angehoben werden. Anders ausgedrückt: wer mit seiner Seite 100 Euro im Monat generiert, kann bis zu 500 Euro verschenken, nur weil die UI-Tests nicht durchgeführt werden. Es gibt zahlreiche UI-Tests, die vielleicht auch in einem speziellen Fall sehr sinnvoll sind. Hier möchten wir uns aber zunächst auf zwei Tests konzentrieren, die jeder Seite – ob Blog, Firmenportrait oder Online-Shop – zugutekommen: der Crowd-UI-Test sowie der A/B-Test.
Der Crowd-UI-Test
Ob Applikation, Software oder eben Webseite, das Konstruieren und Programmieren wird für Benutzer gemacht. Das heisst, ein Webdesigner muss neben konkreten SEO-Techniken auch ein gewisses Verständnis mitbringen, was die Seitenbesucher oder Programmbenutzer anspricht. Dabei stehen konkret zwei Ereignisse im Fokus: erstens die wenigen Sekunden, in denen der neue Seitenbesucher die Seite schnell überfliegt und beschliesst, ob er tiefer in die Website einsteigt oder weiterklickt. Und zweitens natürlich die Umsetzung der eigentlichen Zielsetzung, die Umsetzung der Call-to-Action, der Aufforderung, zu kaufen, Mitglied zu werden, mehr Informationen anzufordern usw.
Bevor eine fertige Seite online geht, eignen sich hier Crowd-UI-Tests vorzüglich. Über entsprechende Plattformen wird das Projekt willkürlich Usern vorgestellt, die dort testen. Die haben auch die Möglichkeit, ihr Statement über die betreffende Webseite zu verfassen bzw. Bugs aufzudecken. Entsprechend der Aussagen der breiten (Crowd-)Testermasse lassen sich diese Details dann einfach und schnell umsetzen. Vorteil: nicht erst der spätere potenzielle Kunde weist darauf hin. Das bewahrt vor einem Image-Verlust und spätere Seitenbesucher kommen gerne wieder vorbei, hat sich der Webauftritt doch als sauber, effizient und eventuell intuitiv einfach zu bedienen herausgestellt.
Der A/B-Test
Wer nun aber denkt, die Seite sei – unabhängig von ständig neuem Content natürlich – fertig, der irrt. Doch leider hören einige Seitenbetreiber, SEO-Experten und sogar SEO-Agenturen hier plötzlich mit ihrer Arbeit auf. Dabei fehlt ein ganz entscheidender Test – der A/B-Test. Beim A/B-Test werden von ein und derselben Seite zwei verschiedene Versionen angelegt. Diese können sich in unterschiedlichen oder fehlenden Grafiken unterscheiden, ebenso in verschiedenen oder wieder fehlenden Text-Containern, verschiedenen Headern und signifikant unterschiedlichen Call-to-Action Inhalten. Wichtig ist dabei, dass jeweils nur eine Änderung vorgenommen wird.
Dann wird, abhängig von den Besucherzahlen zufällig eine der beiden Seiten aufgerufen, sobald ein User die Seite besucht. Nach genügend langer Zeit werden die Unterschiede in der Conversion sichtbar werden. Im Prinzip sieht die Seite also nicht mehr so aus nach einem Jahr, wie es sich der Webdesigner vorstellt, sondern völlig den Kundenvorlieben entsprechend. Ein Beispiel: es gab ein Software-Unternehmen, welches kostenlose Downloads anbot. Dann wurde eine grosse Grafik direkt neben dem Call-to-Action Button implementiert, die Sicherheit suggerieren sollte. Das Unvorstellbare geschah: die Conversion ging trotzdem drastisch zurück und es war klar, dass eine solche Grafik keinesfalls nützlich gewesen wäre.
Testen, testen, testen
Das Problem an einer gebauten Seite ist oftmals, dass man als Designer denkt, dass das exakt den Kundenwünschen entsprechen müsste, was man entwickelt hat. Doch nichts wie der A/B-Test zeigt so klar und unmissverständlich auf, dass wir eben alle „anders ticken“. Um hier aber einen breiten Trend zu erkennen, ist es wichtig, dass jeder Test wirklich lange genug läuft. Keinesfalls dürfen Sie sich dabei von anfänglichen Ergebnissen verrückt machen lassen. Es müssen wirklich genügend Menschen die unterschiedlichen Landing-Pages vor sich gehabt haben. Dann gehen Sie zum nächsten A/B-Test über. Vielleich bedeutet das, die Call-to-Action weiter oben einzubauen, einen grösseren oder kleineren Header usw. Wichtig ist dabei nur, dass das Design grundsätzlich an den Rest der Webseite angepasst ist und der einzelne Besucher auch bei mehrfachen Besuchen dieselbe Seite geladen bekommt (Cookies).
UI-Tests sind auch SEO
Neben Corporate Design und Corporate Identity ist auch das generell einheitliche Erscheinungsbild einer Webseite wichtig. Es darf nicht plötzlich von rund und bunt zu kantig und schwarz-weiss gehen. Ausserdem können A/B-Tests eine Webseite über Jahre begleiten. Die Gewohnheiten der Menschen ändern sich und letztendlich ist auch immer noch ein bisschen mehr Conversion drin. Eins ist aber sicher: in mehr als 90 Prozent aller Webseiten wirken Crowd-UI-Tests und A/B-Tests wahre Wunder und helfen gezielt, die an die Seite gebundenen Aufgaben maximal zu optimieren. Ergänzend sei erwähnt, dass das inzwischen durchaus ebenso als SEO zu betrachten ist – schliesslich fliessen Seitenverweilzeiten auch in die Ranking-Ermittlung ein.